Winterschlaf

Szenenbild - Winterschlaf
In den Bergen zieht der Winter ein / © Nuri Bilge Ceylan

In den Bergen Kappadokiens betreibt der ehemalige Schauspieler Aydin ein kleines Hotel, in dem er mit seiner jüngeren Frau Nihal und seiner gerade geschiedenen Schwester Necla wohnt. Nebenbei vermietet er im Dorf noch diverse Häuser.

Die Drecksarbeit übernimmt für ihn der Hausmeister Hidayet, denn Aydin hat Besseres zu tun. Er schreibt belehrende Kolumnen für eine Regionalzeitung und arbeitet an einem Buch über die Geschichte des türkischen Theaters. Während die Kälte des Winters unaufhaltsam in die bescheidenen Unterkünfte dringt, wachsen die Spannungen zwischen Aydin und seinem Umfeld.

Szenenbild - Winterschlaf
Aydin ist ein Mann der Worte / © Nuri Bilge Ceylan

In den Konfrontationen mit den Dorfbewohnern geht es um Geld und Ehre, die Gespräche mit seiner Schwester drehen sich um philosophische Fragen. Daneben weitet sich der Konflikt mit seiner Frau aus. Nihal betreut ein lokales Wohltätigkeitsprojekt, eine Arbeit die ihr Mann mit Herablassung kommentiert.

Im Laufe des einsamen Winters wachsen sich die Konflikte aus und münden in fundamentale Auseinandersetzungen über Liebes- und Lebensentwürfe …

Ein Intellektueller und zynischer Patriarch

Szenenbild - Winterschlaf
Necla kommentiert treffsicher und bissig / © Nuri Bilge Ceylan

Ein Dorf, eine imposante Berglandschaft und ein kleines Hotel, das gegen Ende der Saison in den Winterschlaf fällt. Die letzten Gäste reisen ab, zurück bleiben der Hotelier und die beiden Frauen des Hauses, Necla und Nihal.

Der Intellektuelle Aydin verstrickt sich mit seiner Schwester Necla in unermüdliche Dialoge, über das Theater, das Schreiben, das Leben und die Liebe. Während Aydin sich in großer Pose gefällt und von Necla scharf in die Schranken gewiesen wird, widmet sich Nihal den praktischen Aspekten des Dorflebens, engagiert sich in der Gemeinschaft und gerät zunehmend auf Konfrontationskurs zu ihrem herablassenden Ehemann.

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Nihal zieht eine bittere Bilanz ihrer Ehe / © Nuri Bilge Ceylan

»Winterschlaf« verbindet grandiose Bilder Kappadokiens mit einem Kammerspiel, dass sich um elementare Themen dreht: Liebe und Macht, Gesellschaft und Moral. Regisseur Nuri Bilge Ceylan ist eine profunde Charakterstudie gelungen, die gleichzeitig als subtiles Sittenbild seiner türkischen Heimat fungiert.

So offenbart sich Aydin im Laufe des Films zunehmend als selbstgefälliger Zyniker, der die von ihm abhängigen Dorfbewohner demütigt, seine Mitmenschen klein zu halten versucht und Untergebene skrupellos demütigt. Am Ende kostet ihn seine Attitüde die letzten Sympathien, Necla und Nihal wählen ihren eigenen Weg.

Der Film war für den Europäischen Filmpreis nominiert und wurde 2014 in Cannes mit der Golden Palme ausgezeichnet. Gedreht wurde in der spektakulären Landschaft Kappadokiens und im kleinen Ort Uçhisar, dessen Panorama der hohe Burgfelsen und die verstreuten Tuffsteinkamine prägen.

Großartig komponierte Bilder, die eine schwebende, aus der Zeit gefallene Stimmung vermitteln. Dazu scharfsinnige Dialoge und wunderbare Schauspieler – herausragendes Kino aus der Türkei.

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