Nach dem internationalen Erfolg des gleichnamigen Bestsellers startet heute die Verfilmung von »Daisy Jones & The Six« im Streaming. Die Serie folgt dem kometenhaften Aufstieg einer Singer-Songwriterin im Los Angeles der Siebzigerjahre.
Daisy Jones ist Sängerin, sie ist talentiert, schön – und völlig unbekannt. Das ändert sich, als der Musikproduzent Eddie sie mit der etablierten Rockband »The Six« zusammenbringt.

Gemeinsam nehmen sie ein Album auf, das die Charts stürmt, trotz anfänglicher Spannungen zwischen Six-Leadsänger Billy Dunne und Daisy Jones.
Für die Band beginnt nun ein Leben als Stars, doch mit dem zunehmenden Ruhm wachsen die internen Spannungen. Daisy kämpft mit ihrer Sucht und der chaotischen Beziehung zu Billy.
Während eines Mega-Konzert im Soldier Fields Stadion von Chicago kommt es schließlich zur Zerreißprobe. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs droht die Band zu implodieren …
Hübsch anzusehen, aber blutleer

Das hätte gut werden können: die Serienadaption eines Bestsellers, die von Musiklegenden wie Joni Mitchell, Fleetwood Mac und Led Zeppelin inspiriert wurde. Taylor Jenkins Reid spiegelt in ihrem Roman die Sex & Drugs-Vibes der 70er wider und eine Zeit, in der Frauen als Bandleaderinnen die Ausnahme waren.
Es geht um nicht weniger als den Zusammenprall zweier kreativer Egos, um Liebe, Reichtum, Sex, Alkohol und Drogen. Auf den kometenhaften Aufstieg folgt der tiefe Fall. All das konnte man meisterhaft in »Walk the Line« erleben, dem preisgekrönten Biopic über Jonny Cash, das Reese Witherspoon (Kleine Feuer überall) in ihrer Hauptrolle den Oscar bescherte. Was die Frage aufwirft, warum ihr als Produzentin nicht auffiel, wie flach ihr jüngstes Baby geriet.
Denn leider fühlt sich »Daisy Jones & The Six« so an, als habe eine gelangweilte KI diese blutleere Serie ausgespuckt. Noch im Vorspann wird die Frage gestellt, weshalb sich die Band auf dem Zenit ihre Erfolges getrennt hat. Ein mickriger Spannungsbogen, der schnell zusammenbricht. Denn eigentlich fragt man sich drei Folgen lang, warum diese Jungs um Billy Dunne überhaupt Musik machen.

Da ist keine Energie zu spüren, keine Leidenschaft, noch nicht mal der Wunsch, das schönste Mädchen abzuschleppen oder Kohle zu machen. Einzig Daisy Jones umweht ein Hauch von Besessenheit und ein cooler Witz, der die Serie bei ihrer Studioaufnahme mit Billy Dunne dann (endlich!) aus dem Tiefschlaf holt.
Hübsch anzusehen ist das alles, zweifellos, im coolen Set-Design gehen die Musiker*innen ihren Sinnkrisen nach. Mit anderen schönen Menschen stehen sie dekorativ in den Hollywood Hills herum, und wo Handlung fehlt, raunen Interviewschnipsel von schlimmen Dingen, die nun folgen.
Zum Glück versprüht Elvis-Enkelin Riley Keough (The Runaways) als Daisy Jones ein wenig Charisma, während ihr Co-Star Sam Claflin (Billy Dunne) blass bleibt. Kann man sich ansehen, aber mitgerissen wird man nicht. Wer echtes Bandfeeling sucht, sollte lieber zu Oliver Stones rauschhaften Biopic »The Doors« greifen, das vom Verglühen Jim Morrisons erzählt.

Gedreht wurde die Serie in den USA und Griechenland. Zu den Drehorten zählen berühmte Spots in Los Angeles, darunter der Sunset Strip und legendäre Clubs wie The Troubadour oder das Whisky a Go Go. Das Tad Gormley Stadion in New Orleans diente als Kulisse des Soldier Fields Stadion von Chicago.
In Griechenland spielen die Szenen, in denen Daisy eine kreative Auszeit nimmt. Drehorte waren Athen und vor allem die Insel Hydra, Sehnsuchtsort vieler Musiker seit Sixties-Ikone Leonard Cohen die Insel für sich entdeckte.
Die Band »Daisy Jones & The Six« ist fiktiv, gleichwohl erscheint zusammen mit der Serie der Soundtrack »Aurora« als Album der Band.