Hatufim

17 Jahre lang hielt die Hisbollah die Leben von Nimrod Klein, Uri Zach und Amiel Ben Horin in ihrer Hand. Bei einer Militäraktion gerieten die Soldaten in einen Hinterhalt und wurden als Geiseln verschleppt. Seitdem kämpften ihre Angehörigen für ihre Freilassung und gegen das Vergessen.

Staffel 1

Szenenfoto - Hatufim
Nimrod und Uri treffen in Israel ein / © Universal

Nach knapp zwei Jahrzehnten kommen die Gefangenen frei. Am Flughafen Ben Gurion warten Nimrods Ehefrau Talia, Uris Verlobte Nurit und Amiels Schwester Yael auf die Verschleppten. Doch nur zwei der Männer kehren lebend zurück. Yael kann nur einen Sarg in Empfang nehmen, ihr Bruder starb in der Gefangenschaft.

Der Moment der Befreiung bringt keine Erlösung, nach den Jahren des Wartens kämpfen die Familien mit der neuen Situation.

In einem militärischen Rehabilitationszentrum werden Uri und Nimrod vom Geheimdienst über ihre Geiselhaft und die Umstände von Amiels Tod befragt. Man befürchtet, der Feind habe die Soldaten einer Gehirnwäsche unterzogen und setzt die Geheimagentin Iris auf Uri an.

Szenenfoto - Hatufim
Psychiater Cohen untersucht die Freigelassenen / © Universal

Nimrod und Uri sind traumatisiert und betreten eine für sie fremde Welt. Sie leiden unter Flashbacks, verstören ihre Familien mit seltsamen Verhalten und finden keinen Weg in das zivile Leben.

Talia Klein verliert von einem Tag zum anderen ihre Lebensaufgabe, als Sprecherin der Angehörigen kämpfte sie knapp zwei Jahrzehnte für die Freilassung der Geiseln.

Für ihren siebzehnjährigen Sohn Hatzav ist Nimrod ein uncooler Fremder und Tochter Dana brüskiert die Familie mit geschmacklosen Verhalten. Sie verhält sich aggressiv und frönt kurzlebigen Sex mit Männern, die ihr Vater sein könnten.

Szenenfoto - Hatufim
Nurits, Yaki und Assaf verlieren einander / © Universal

Uris Verlobte Nurit lebte ihr Leben weiter. Sie verlor jegliche Hoffnung auf Uris Freilassung und heiratete seinen Bruder Yaki. Gemeinsam bekamen sie ihren Sohn Assaf.

Uris Rückkehr beschämt Nurit und Yaki zutiefst, verzweifelt gibt Nurit zunächst vor, allein zu leben. Doch die Täuschung fliegt schnell auf, Nurits geflüsterte Telefonate verraten Uri die Wahrheit.

Die elternlose Yael kann den Tod ihres Bruders nicht verwinden. Sie lebt allein auf einem heruntergekommenen Anwesen, ihre einzigen Gefährten sind ihre treuen Hunde. In Tagträumen spricht Yael mit Amiel und verliert immer mehr den Bezug zur Realität.

Staffel 2

Szenenfoto - Hatufim
Die Entführer zwingen Ariel ein neues Leben auf / © Universal

Die zweite Staffel beginnt mit einer Enthüllung, welche ein anderes Licht auf die Geschehnisse wirft. Nimrod und Ariel haben in der Gefangenenschaft Schuld auf sich geladen, ihre Geiselnehmer zwangen sie zu unmenschlichen Taten.

Rückblenden erzählen von den Motiven der Täter, die Ariel auf ihre Seite und in ihre Dienste zwangen.

Nimrod lebt von Talia getrennt und versucht verzweifelt sein Leben nachzuholen. Er wohnt bei einem Freund und lässt sich auf wilde Partynächte und kurze Affären ein. Unter dem Einfluss von Alkohol wird er gewalttätig und schlägt eine junge Frau. Die Begegnung mit seiner Jugendliebe gibt Nimrod zunächst neuen Schwung, führt ihm die verlorenen Jahre aber umso schmerzlicher vor Augen.

Szenenfoto - Hatufim
Yael trauert um ihren geliebten Bruder / © Universal

Uri zieht sich von Nurit und seinen Mitmenschen immer mehr zurück und erhält eine erschütternde ärztliche Diagnose.

Die unglückliche Yael lernt den Elitesoldaten Ynon kennen, verliebt sich in ihn und schöpft an seiner Seite neuen Lebensmut. Doch ihr Glück ist bedroht. Der Geheimdienst schickt Ynon auf eine gefährliche Mission nach Syrien, für die man auch Nurits Unterstützung braucht …

Das gestohlene Leben

Die Serie »Hatufim« war die Vorlage für den US-Erfolg »Homeland«, doch wie so oft weist das Orignal weit über das Remake hinaus. »Homeland« funktioniert als Thriller, dessen Charaktere zuallererst dem Plot dienen und dementsprechend mehr oder minder klischeehaft ausfallen.

Szenenfoto - Hatufim
Talia und Dana teilen einen Moment des Glücks / © Universal

Ganz anders bei »Hatufim«. Die Serie ist ein Ensemblestück, dessen fein gezeichnete und oft sperrige Charaktere das Drama der Rückkehr fühlbar machen. Es sind die kleinen Gesten, Momente der Verzweiflung, der Sprachlosigkeit und der Peinlichkeit, die auf erschütternde Weise verdeutlichen, dass hier ein Fremder in seine Familie heimkehrt und ihr gut organisiertes Leben unfreiwillig sprengt. Die Gefangenschaft lässt sich nicht abschütteln, gestohlene Jahre sind für immer verloren.

Da ist Nimrod, der nicht mehr im Bett schlafen kann und sich nachts auf dem Boden im Schlafzimmer einrollt. Der den Namen seines neuen Sohnes vergisst, der hilflos wie ein Kleinkind das Internet bestaunt, der in der Werbeagentur zu Papier und Klebstoff greift – anstatt Powerpoint zu benutzen.

Szenenfoto - Hatufim
Uri und Nurit nähern sich zaghaft an / © Universal

Oder Nurit, die in ihrer angeblichen Wohnung nachts den Lichtschalter nicht findet, die sich für ihre Schwäche und ihren Verrat schämt und von der Öffentlichkeit gnadenlos verurteilt wird. Anders als die heroische Talia, die ihr Leben dem Kampf um ihren Mann opferte, die moralisch überlegen scheint und mit der Rückkehr dennoch vieles verliert.

Die Serie ist sowohl ein Familiendrama als auch ein politischer Thriller. Sie bezieht ihre enorme Spannung aus der Frage, was mit Amiel geschah und zeichnet ein emotional mitreißendes Bild von Menschen, die ihren traumatischen Erfahrungen auf ganz unterschiedliche Weise begegnen.

Das Ensemble zeigt beeindruckende Leistungen, allen voran Yoram Toledano (Nimrod), Ishai Golan (Uri) und Yaël Abecassis, die als zunächst unbeugsame und beinahe zerbrechende Talia Klein überzeugt. Ishai Golan und Yaël Abecassis wurden dafür mit dem israelischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Noch bevor die Dreharbeiten in Israel überhaupt begonnen hatten, kontaktierten die US-Autoren Alex Gansa und Howard Gordon den Macher von »Hatufim«, Gideon Raff, und sicherten sich die Rechte für das amerikanische Remake.

Eine spannende Ausnahmeserie vor dem Hintergrund des Nahost-Konfliktes – dicht erzählt und brillant gespielt.

Hatufim - Prisoners of WarUniversal Pictures
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