Hannah Arendt

Hannah Arendt - Film1960. Dem Mossad gelingt ein spektakulärer Coup: Adolf Eichmann wird in Argentinien aufgespürt und nach Israel entführt. In Jerusalem soll ihm der Prozess gemacht werden.

Die in New York lebende jüdische Intellektuelle Hannah Arendt reist 1961 im Auftrag des »New Yorker« Magazins nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Dort trifft sie auch ihren väterlichen Freund Kurt Blumenfeld wieder, mit dem sie glückliche Stunden verbringt.

Ohne Barbara hätte ich den Film nicht gemacht. Ich brauchte eine Schauspielerin, der ich beim Denken zusehen kann. Das habe ich nur Barbara zugetraut.
MARGARETHE VON TROTTA - Regie und Drehbuch

Die Konfrontation mit Eichmann verläuft jedoch anders als gedacht. Eichmann erweist sich nicht als das Monster, das viele erwarteten, sondern als nichtssagender Bürokrat.

Hannah diskutiert im Kreis ihrer Freunde / © HeimatfilmZurückgekehrt nach New York diskutiert Hannah mit ihrem Ehemann Heinrich und den Freunden das Erlebte. Zwei Jahre lang ackert sie Prozessakten durch und schreibt an ihrem Report über den aufsehenerregenden Prozess.

Im Film geht es auch um ihr Leben in New York, ihr Leben mit Freunden ... wobei wir davon überzeugt sind, dass Heinrich Blücher ... ihr „Zuhause“ in der Fremde war.
MARGARETHE VON TROTTA - Regie und Drehbuch

1963 erscheint Arendts »Bericht von der Banalität des Bösen«. Darin geht sie auch mit den Judenräten hart ins Gericht, die nach ihrer Ansicht mit dem Nazi-Regime kooperiert hatten.

Ihr Buch schockiert nicht nur ihre jüdischen Freunde, sondern auch viele Menschen auf der ganzen Welt. Hannah Arendt erntet vernichtende Kritiken und hasserfüllte Reaktionen, langjährige Freunde sagen sich von ihr los …

Der eigene moralische Kompass

Die Regisseurin Margarethe von Trotta hat sich mit Filmen wie »Rosa Luxemburg« oder »Die bleierne Zeit« als ist Meisterin vielschichtiger Frauenporträts profiliert. Ihr packender Film über die berühmte politische Denkerin reiht sich in ihr Werk nahtlos ein.

In Jerusalem verfolgt Hannah den Eichmann-Prozess / © HeimatfilmStatt zu versuchen, Hannah Arendts wechselvolles Leben in 90 Minuten zu packen, konzentriert sich von Trotta auf einen wichtigen Wendepunkt in deren Leben: die Veröffentlichung von Arendts »Bericht von der Banalität des Bösen«. Er macht die Intellektuelle nicht nur weltberühmt, sondern löst auch einen heftigen Shitstorm aus.

Viele ... Momente verfolgen wir im Presseraum. Wir sind einfach davon ausgegangen, dass Hannah als starke Raucherin viel öfter im Presseraum als im Verhandlungssaal gesessen und von dort rauchend den Prozess verfolgt hat
MARGARETHE VON TROTTA - Regie und Drehbuch

Der Film zeigt auch Hannah Arendts Wirken an der Universität, von ihren Studenten und Studentinnen fordert sie einen eigenständigen Geist. Und auch sie selbst schenkt sich nichts, bewahrt im Auge des Hurrikans ihr unabhängiges Denken, Urteilen und Handeln.

Obgleich sie Arendt nicht ähnelt, ist Barbara Sukowa die perfekte Besetzung für die Hauptfigur. Mit Körpersprache und Mimik drückt sie Arendts Kantigkeit und Eigensinn aus, aber auch deren Lebendigkeit und Herzlichkeit. Für ihre Leistung wurde Barbara Sukowa mehrfach ausgezeichnet.

Ich glaube, sie war eine sehr leidenschaftliche Frau. ... Sie suchte den intellektuellen Diskurs. Sie war davon überzeugt, dass man in ihm die Wahrheit findet. Das ist ja auch ein Thema des Films – der eigene moralische Kompass.
BARBARA SUKOWA (spielt Hannah Arendt)

Gedreht wurde der Film sowohl an Originalschauplätzen in Israel, als auch im Studio. Drehort in Jerusalem war das Gebäude, in dem 1961 der tatsächliche Eichmann-Prozess stattgefunden hat. Arendts New Yorker Apartment am Riverside Drive wurde hingegen in einem Studio in Luxemburg akribisch nachgebaut. Ein amerikanisches Haus, das 1893 von Chicago ins nordrhein-westfälische Rieferath gebracht wurde, diente im Film als Hannahs Rückzugsort auf dem Land.


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