Mit Blick aufs Meer – Olive Kitteridge

Buchcover, Mit Blick aufs Meer, Elizabeth Strout, btb

An der Küste von Maine, in der kleinen Stadt Crosby, geht es beschaulich zu. Hier lebt Olive Kitteridge, gemeinsam mit ihrem Ehemann Henry und Sohn Christopher.

Henry ist ein freundlicher und liebenswerter Mensch, er führt eine Apotheke im Ort und kümmert sich um die jung verwitwete Denise, die er als Hilfskraft beschäftigt. Olive ist Mathematiklehrerin, eine sture, herrische Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Im Ort ist sie geachtet, wird aber eher gefürchtet als geliebt.

Sohn Christopher legt bald den größtmöglichen Abstand zwischen sich und seine Mutter. Mit Ehefrau Suzanne zieht er an nach Kalifornien, obwohl die Eltern ihm in Crosby ein Haus gebaut hatten. Als Christophers Ehe zerbricht – wie Olive es düster vorhergesagt hatte – zieht er nach New York.

Der sanftmütige Henry ist der einzige, der Olives Launen noch mit Nachsicht erträgt. Ein Schlaganfall reißt ihn aus dem Leben und Olive muss ihre Welt neu sortieren …

Diese Frau ist ein harter Brocken

USA, Maine, Küste
Für Olive ist der Alltag stets grau

Die Aufmachung der deutschen Buchausgabe führt in die Irre: Cover und Titel lassen eine süßliche Geschichte im Stil von Nicholas Sparks erwarten, aber Olive Kitteridge ist in Wahrheit ein harter Brocken. Und gerade deswegen lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.

Olive stößt Menschen vor den Kopf, die sie lieben und mögen. Sie ist schlecht gelaunt und manchmal ungerecht, vom Leben erwartet sie nur das Schlimmste. Beim Lesen möchte man ihr andauernd vors Schienbein treten. Ganz selten blitzt auch Olives Humor hervor und man ahnt, dass sie eigentlich ein netter Mensch sein könnte. Man liest weiter und möchte herausfinden, wieso Henry es seit so vielen Jahren mit Olive aushält.

Das ist das wirklich Tolle an diesem Roman: Elizabeth Strout gelingt das Kunststück, ihre Leser für eine unsympathische Hauptfigur zu erwärmen. Aus einem Kopfschütteln wird das Wiedererkennen eigener Miesepetrigkeit, nach und nach wächst das Mitgefühl. Am Ende kann man Olive mit ihren eigenen Augen sehen und versteht, wie diese Frau wurde, wie sie ist.

Olive Kitteridge, Trailer (en.)

Das Buch enthält lose verknüpfte Episoden, es erzählt von Olives Familienleben, ihren Wünschen und Hoffnungen, es gibt Einblicke in die optimistische Weltsicht ihres Mannes Henry und lässt Nachbarn und Bekannte zu Wort kommen.

Der Roman wurde 2007 mit dem renommierten Pulitzerpreis ausgezeichnet und als Mini-Serie unter dem originalen Buchtitel »Olive Kitteridge« verfilmt. Die Hauptrolle spielt die wunderbare Frances McDormand (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri).

Der Schauplatz des Buches, die kleine Küstenstadt Crosby, ist fiktiv. Die Autorin lies sich von der Atmosphäre der Kleinstadt Brunswick in Maine inspirieren.

Olive Kitteridge

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Die Serie begleitet Olive und Henry über einen Zeitraum von gut zwei Jahrzehnten, sie zeigt die Schönheit der Ostküste und New York als anstrengende Megacity. Statt in Maine wurde in Massachusetts gedreht, in den Städten Gloucester und Rockport.


Im Buch »Die langen Abende« gibt es ein Wiedersehen mit Oilive Kitteridge. Sie ist in die Jahre gekommen und begegnet Jack, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind …


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