Dallas, 1969. Theodora Huntley, genannt Teddy, ist 34 Jahre alt und noch immer noch ledig. Ein Schönheit, sicher, doch in den Augen ihrer Familie angezählt.
Die Huntleys sind einflussreich und vermögend, Onkel Hal mischt ganz oben in der Politik mit. Deshalb sind sie erleichtert, als Teddy endlich heiratet. Nach einer Blitzhochzeit geht sie mit dem Diplomaten David nach Rom.
Dort wohnt das Paar in einer glanzlosen Wohnung, weit unter Teddys gewohnten Standard. David geht jeden Morgen zur Arbeit in die Botschaft, Teddy fühlt sich isoliert. Sie kennt niemanden in der Stadt und David stellt ihr auch niemanden vor.
Alles ändert sich, als das Paar eine Einladung zu einer Party des Botschafters erhält, der von allen nur der »Wolf« genannt wird. Für diesen Abend überlässt Teddy überlässt nichts dem Zufall. Ihr letztes Geld investiert sie in ein Designerkleid, dann schminkt sie sich für den großen Auftritt.
Und tatsächlich, Teddy kommt an. Der Wolf und seine Frau Lina sind begeistert von Davids charmanter Frau, es folgenden Einladungen, Partys und zu ihrer größten Überraschung auch ein Job in der Botschaft. Unbezahlt, aber mit eigenem Büro.
Teddys heimliche Ausgaben für Kleider, Handtaschen und Schmuck sprengen bald ihr Budget. Doch sie tut alles dafür, um Teil von etwas Größerem, Glanzvollen zu sein …
Der Sturz ins Bodenlose
Ach, Teddy. Schöne Teddy, charmante Teddy, scheinbar naive Teddy. Doch insgeheim ist sie eine scharfe Beobachterin innerer Abgründe.
Emily Dunlay setzt in ihrem Roman das Rom der späten 60er kinoreif in Szene und seziert gleichzeitig das weibliche Rollenbild der Zeit. Der Mann gibt den Weg vor – gleichgültig ob Ehemann, Onkel oder Liebhaber. Die Frau folgt, glänzt und parliert, und hat doch in wichtigen Fragen nichts zu sagen. Auch nicht, wenn es um eigene Belange geht.
Als mahnendes Beispiel hat Teddy ihre lebenslustige Tante Sister vor Augen, die eines Tages spurlos von der Bildfläche verschwand. Um diesen Sturz ins Bodenlose kreisen ihre Ängste.
Im Lauf der Geschichte gerät Teddy ins Visier eines Paparazzi und befürchtet, dunkle Flecken aus ihrer Zeit in Dallas könnten ans Licht kommen. Ein erstaunlich gegenwärtiges Problem, heute droht ähnliche Gefahr durch die Schlammschlacht auf Social Media.
Entgegen mancher Zuschreibungen ist »Teddy« weder das Porträt eines It-Girls noch ein launiger Sommerroman. Letztlich ist Teddy eine flatterhafte, leicht manische, vielleicht auch unzuverlässige Erzählerin, die von einem unerhörtes Ereignis erzählt.
Und so überzeugt Emily Dunlays Debütroman als fesselnder Genremix zwischen Thriller, Gesellschaftsroman und Charakterstudie. Mal im Plauderton, mal in messerscharfer Prosa lotet er Teddys Abgründe aus, und bleibt dabei spannend und unterhaltsam. Wer Emma Clines »The Girls« mochte, wird auch an diesem Sixties-Roman seine Freude haben.