Taxi Teheran

Szenenbild - Taxi Teheran
Ein Schwarzmarkthändler besucht Kunden / © Jafar Panahi

Ein Taxi fährt durch die lebhaften Straßen Teherans. Fahrgäste steigen ein und wieder aus, dazwischen erzählen sie dem Fahrer freimütig, was sie umtreibt.

Zwei alte Frauen wollen eine Quelle aufsuchen, um dort Goldfische auszusetzen. Ein Filmschmuggler verkauft Filme von Woody Allen und preist die neueste Staffel einer Serie an. Das vorlaute Mädchen Hana schwärmt von Frappuccino und erzählt von ihren Nöten bei einem Schulprojekt.

Am Steuer des Wagens sitzt der Regisseur selbst. Es ist Jafar Panahi, der mit seinen Gästen ungezwungen plaudert. Was die Beifahrer nicht ahnen: Auf dem Armaturenbrett versteckt sich eine Kamera und hält alles fest …

Film ohne Abspann

Szenenbild - Taxi Teheran
Der Goldfisch soll in eine heilige Quelle / © Jafar Panahi

Mit viel Herz zeichnet Jafar Panahi ein liebevolles Porträt der Menschen seiner Heimat, den üblichen negativen Schlagzeilen über den Iran setzt er eine geballte Ladung trockenen Humors entgegen.

Ahnlich wie Jim Jarmusch im legendären Film »Night on Earth« macht Panahi ein Taxi zur Bühne eines beschwingten Kammerspiels.

In der intimen Enge des Wagens öffnen sich die Fahrgäste, ein trügerisches Gefühl der Privatheit löst ihre Zungen. Unbefangen plaudern sie mit dem Mann am Steuer, teilen ihre Freuden, Sorgen und die nervtötenden Widrigkeiten des Alltags.

Szenenbild - Taxi Teheran
Hana dreht einen Film für die Schule / © Jafar Panahi

Später, als die Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotudeh zusteigt, schleicht sich ein dunklerer Unterton ein. Die Rechtsanwältin ist auf dem Weg zu einer inhaftierten Mandantin, die als letztes Mittel den Hungerstreik gewählt hat.

Insidern – und vor allem dem Regime im Iran – wird spätestens jetzt klar, dass die Fahrgäste nicht zufällig in Panahis Taxi sitzen. Sie sind Teil eines raffinierten, geheimen Filmprojekts.

Mit leichter Hand versteckt »Taxi Teheran« Gesellschaftskritik unter dem Deckmantel einer Komödie, die Grenzen zwischen Inszenierung und Improvisation verschwimmen fließend.

Jafar Panahi wurde in 2010 wegen »Propaganda gegen das System« zu einem zwanzigjährigen Berufsverbot verurteilt, dennoch lässt sich seine kreative Energie nicht zähmen.

»Taxi Teheran« gewann im Jahr 2015 den Goldenen Bären. Es ist der dritte Film, den der mutige Regisseur heimlich produzierte und unter Gefahren außer Landes schmuggelte. Zum Schutz aller Beteiligten verzichtet der Film auf einen Abspann.

Ein intelligenter und unterhaltsamer Film, dessen überraschendes Ende nachdenklich stimmt.


Erstausstrahlung auf arte: Mittwoch, 14. Februar 2018 um 20.15 Uhr
Weitere Sendetermine: Dienstag, 27. Februar 2018 um 00.50 Uhr

Taxi TeheranWeltkino
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