Ich war Diener im Hause Hobbs

BuchcoverChristian Kauffmann stammt aus Feldkirch in Vorarlberg. Er ist ein bodenständiger junger Mann mit ungewöhnlichen Ambitionen: in den Niederlanden erlernt er den Beruf des Butlers.

Nach seiner Ausbildung heuert er in Zürich an. Für die vermögende Anwaltsfamilie Hobbs wird er zur unverzichtbaren rechten Hand, er ist fleißig, diskret und bewahrt stets die Contenance. Geschmeidig fügt sich Christian im Hobb’schen Haushalt ein.

In der Villa lebt man eine lässige Eleganz. Bernadette Hobbs ist die Mutter zweier entzückender Kinder, sie sammelt Kunst und ist ebenso schön wie unkompliziert. Ehemann Jean-Pierre weilt tagsüber in der Kanzlei und Gerome, der exaltierte Bruder der Hausherrn, frönt im Gartenpavillon der nutzlosen Malerei.

Feldkirch, Österreich
Christian wächst im österreichischen Feldkirch auf

Doch dann bringt eine Kleinigkeit das stabile Gefüge ins Wanken. In der Nähe von Christians Heimatort Feldkirch findet eine Konzertreihe statt und Bernadette Hobbs beauftragt ihren Butler, Karten zu besorgen.

Als es losgehen soll, springt Hausherr Hobbs im letzten Moment ab. Bernadette und ihr Butler reisen zu zweit nach Feldkirch, wo das ungleiche Duo auf Christians alte Freunde trifft.

Für die Schweizerin werden es unbeschwerte Stunden, für den Österreicher eine Zeitreise in ein beinahe vergessenes Leben. Und dann lässt sich Frau Hobbs auf ein folgenschweres Abenteuer ein, an dessen Ende Blut fließen wird

Hautevolee trifft Provinzmief

Zürichsee
Im Hause Hobbs lebt man den lässigen Luxus

Verena Rossbacher hat einen wunderbar spritzigen und eleganten Roman geschrieben, der das Leben der oberen Zehntausend seziert und von einer provinziellen österreichischen Jugend erzählt.

Im Hause Hobbs gibt man sich lässig, verschickt alljährlich perfekt-unperfekte »Season’s Greetings« und pflegt mit dem Hauspersonal einen wertschätzenden Umgang.

Butler Christian agiert lautlos, beiläufig erfährt er alles über die Hobb’sche Ehe. Er kennt Bernadettes Zyklus, denn ihre Temperaturtabelle liegt achtlos herum. Und er weiß, wann das Ehepaar Sex hatte, denn dann findet er am Morgen Bernadettes Slip zwischen den Matrazen.

Zürich, Opernhaus
Opernbesuche bieten Christian Gesprächsstoff

Über diese Dinge spricht Christian nur mit seinem Lover John, einem New Yorker Schriftsteller, der seit einiger Zeit in Zürich lebt. Gegenüber allem, was im Hause Hobbs nach und nach schief läuft, vertritt John gegenüber Christian eine klare Haltung: »It’s not your business.« Und so lässt der Butler die Dinge laufen, während er ahnt, dass die Familie Hobbs ins Verderben rennt.

All das verpackt die Autorin mit viel Sprachwitz in eine unterhaltsame Geschichte, die in Rückblenden auch Christians Jugend in Feldkirch streift. Ein bisschen »Downton Abbey«, ein bisschen Hautevolee, eine Prise Provinzmief, gemixt mit einer großen Portion hintersinniger Ironie.

Sprachlich geschliffen erzählt entlarvt Rossbacher gesellschaftliche Attitüden – das Gebaren der oberen Zehntausend ebenso wie den intellektuellen Snobismus – ähnlich wie es auch der Schweizer Martin Suter in seinen Bestsellern vermag.

Ein geistreicher Gesellschaftsroman mit einer wunderbar heimtückischen Note.

Verena RossbacherIch war Diener im Hause Hobbs Kiepenheuer & Witsch 2018
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