Vadim Baranow war Putins mächtigster Berater, doch plötzlich ist er von der Bildfläche verschwunden. In einer langen Nacht erzählt er einem Unbekannten aus seinem wechselvollen Leben.
In den Zeiten von Perestroika und Glasnost war Vadim jung, er träumte vom Westen und von der Demokratie. Am Theater will er den Aufbruch in die neue Zeit gestalten, verliebt sich in die exaltierte Xenja.
Doch dann sieht er zu, wie aus Gleichaltrigen über Nacht Oligarchen werden. Ihr Reichtum ist obszön, der Staat überlässt ihnen die Schätze des Landes – und einer von ihnen spannt Vadim Xenja aus. Und so arrangiert sich auch Vadim mit der neuen Zeit, er geht zum Fernsehen und produziert dort geistloses Reality-TV. Bis er zur grauen Eminenz Putins wird.
Als Spindoktor berät er den farblosen KGB-Offizier. Putin will Russland zu alter Größe verhelfen, sein Kalkül ist es, den Westen ins Chaos zu stürzen.
Putins politisches Theater agiert scheinbar wahllos. Ob Linke oder Rechte, ob es Menschen sind, die Impfungen, Klimaschützer, Schwarze oder Weiße hassen – egal. Baranows Trollarmee stachelt sie alle an und entfacht im Westen ein Fegefeuer des Populismus …
Chaos als Waffe
Der italienisch-schweizerische Schriftsteller Giuliano da Empoli ist Professor für Politikwissenschaft in Paris und gründete in Mailand den pro-europäischen Think Tank Volta.
In seinen Arbeiten beschäftigt er sich schon länger mit neuen Propagandatechniken. Zuletzt ging er in seinem Buch »Ingenieure des Chaos« den Social-Media-Strategien von Populisten wie Trump, 0rbán, Le Pen oder Höcke nach.
Und so überrascht es kaum, wie virtuos sich da Empoli im Kopf des Spindoktoren Baranow bewegt, der als Romanfigur zwar fiktiv ist, aber Züge von Putins früheren Medienberater Wladislaw Surkow trägt. Wirklich erstaunlich ist aber, welch geistreichen, scharfzüngigen und auch komischen Roman da Empoli aus der dunklen Materie destilliert hat.
Sein Romandebut erlaubt ein tiefen Blick in Putins Machtmaschinerie und glänzt als Gesellschaftsporträt des zeitgenössischen Russlands. Liest sich spannend wie ein Krimi, ist erhellend wie ein Sachbuch, und bleibt dabei sprachlich elegant und stets auf den Punkt.