Bruno und seine Frau Cecilia leben schon lange in New York, jetzt wagen sie den Sprung nach Europa. Weg von den verstörenden Erinnerungen an die Terroranschläge, hin zu einem Leben im sonnigen Süden.
Der Zeitpunkt ist ideal, Bruno hat seinen Job vor kurzem an den Nagel gehängt. Und Cecilia forscht in internationalen Projekten, sie kann sich aussuchen, wo sie leben und arbeiten will.
In einem ruhigen Viertel Lissabons mietet das Paar eine Wohnung. Bruno reist mit der Hündin Luria voraus und kümmert sich um das neue Zuhause. Akribisch arrangiert er Bilder und richtet Cecilias Arbeitszimmer ein.
Von Tag zu Tag gleichen die Zimmer immer mehr denen ihres New Yorker Apartments, Cecilia soll sich hier blind zurechtfinden können.
Während Cecilia noch aufgehalten wird, lenkt Bruno sich mit langen Spaziergängen ab. Tagträumend gibt er sich den Erinnerungen hin, bis die Vergangenheit seine Gegenwart durchdringt.
Brunos Tagwerk bekommt Risse, ein Verdacht drängt sich zwischen seine gemächlichen Routinen …
Taumelnder in einer leuchtenden Stadt
Was als genüssliche Erkundung einer neuen Heimat beginnt, entpuppt sich als flackerndes Bild, bei dem die Grenzen zwischen Erinnerungen und Gegenwart verschwimmen. Bruno schlendert den Tejo entlang, genießt, vergleicht – und sehnt sich zugleich unbändig nach seiner Frau.
Gleichsam zur Ablenkung reflektiert er die Nachrichten über den Zustand unserer Welt, in der sich die Klimakrise mit immer neuen Facetten zeigt.
Doch der Frührentner erweist sich als unzuverlässiger Erzähler, die von ihm auf Hochglanz polierte Gegenwart erscheint immer mehr als fragile Illusion.
Antonio Muñoz Molina zeichnet in geschliffener Sprache ein leuchtendes Bild seiner Wahlheimat Lissabon und taucht zugleich in die Dunkelheit ein. Ein Abgrund tut sich auf, zwischen dem, was wir uns selbst über unser Leben erzählen, und der manchmal kaum zu ertragenden Realität.