Im malerischen Spreewald ermitteln der wortkarge Kommissar Krüger und sein sturer Kollege, Oberinspektor Fichte. Unterstützung erhält das Duo von der Pathologin Dr. Marlene Seefeldt – Krügers Ex-Freundin – und der Kriminalbiologin Anna.
In ihren Fällen werden sie immer wieder mit der jüngeren deutschen Vergangenheit konfrontiert, tragischen Ereignissen, die Freunde entzweiten und Familien zerbrachen.
Im Spreewaldkrimi geht um Beziehungsdramen und Verrat, Republikflüchtlinge und Stasigeheimnisse, lukrative Geschäfte aus der Nachwendezeit, das Biosphärenreservat und den Tourismus, um Moorleichen, Spreewaldgurken und die Bedeutung der Fließe als Post- und Verkehrsweg.
Alte Legenden fließen in die Geschichten mit ein und machen auch vor mythischen Gestalten wie den Schlangenkönig nicht Halt …
Kraftvolle Geschichten in magischer Landschaft
Deutsche TV-Krimis lassen ihre Ensembles gern unter südlicher Sonne ermitteln und erzählen dabei beliebige Geschichten, denen der regionale Bezug oft krampfhaft übergestülpt wird. Dann stapfen bekannte deutsche Gesichter durch die schönsten Landschaften Kroatiens oder der Bretagne, mimen einheimische Ermittler, quälen sich mit hölzernen Dialogen – und der bemühte Versuch um Lokalkolorit platzt wie eine Seifenblase.
Der Spreewaldkrimi spielt in einer anderen Liga. In Anlehnung an das Genre des »Scandinavian Noir« rückt die Serie die Ermittlungsarbeit nicht allzu sehr in den Vordergrund. Stattdessen nimmt sie regionale Bezüge ernst, greift historische Fakten auf und stellt die Landschaft selbst in den Mittelpunkt. Der Spreewald wird zu einer Hauptfigur der Serie, die den beiden Ermittlern ab und an den Rang ablaufen darf.
Die gut recherchierten Storys spiegeln deutsch-deutsche Geschichte wider, sie stellen die Überwindung der Teilung und die Mühen der Einheit in den Mittelpunkt. Sie erzählen von Gewinnern und Verlierern der Wende, von Beziehungen, die dramatisch zerbrechen und von den wirtschaftlichen Zwängen, die der Strukturwandel mit sich bringt.
Die Erzähltechnik ist kunstvoll, manchmal poetisch und oft vielfach verzweigt, beinahe so wie die Fließe im Spreewald. Sie bedient sich zahlreicher Rückblenden, verbindet die Gegenwart mit dem Vergangenen und greift dabei auch gesellschaftsrelevante Themen und philosophische Fragen auf.
Jede Episode erzählt einen abgeschlossenen Fall, aber manche Nebenfiguren tauchen nach mehreren Episoden wieder auf und dürfen sich über die Zeit entwickeln. Und nebenbei entfaltet sich in wunderbaren Landschaftsaufnahmen der Zauber der alten Kulturlandschaft, deren Wasserwege die Handlung bestimmen und die ebenso magisch inszeniert wird, wie das Mississippi-Delta im der Kultserie »True Detective«.
Geht doch! Auch hiesige Produktionen können gute und spannende Geschichten erzählen. Und interessante Blickwinkel kann man auch vor der Haustür entdecken.
Eine herausragende Serie, die eine der außergewöhnlichsten Landschaften Deutschlands mystisch und effektvoll in Szene setzt.