1908, Berlin. Der junge Architekt Max Taubert erhält seinen ersten großen Auftrag. Für Professor Adam Rosen und seine Frau Elsa soll er ein Landhaus entwerfen.
Sein schnörkelloser Entwurf begeistert das Ehepaar, ein Jahr später fügt sich das Anwesen perfekt in das großzügige Grundstück ein. Die stolzen Besitzer geben einen Empfang und laden auch Taubert dazu ein.
Max gründet ein eigenes Architekturbüro, heiratet und bekommt mit seiner Ehefrau Lotta zwei Töchter. Doch die Aufträge bleiben aus und seine Ehe geht in die Brüche.
Ein knappes Jahrhundert später kaufen Hannah und Frieder Lekebusch das heruntergekommene Anwesen und lassen es stilsicher renovieren.
Hannah verfällt der Ausstrahlung des historischen Gebäudes, sie recherchiert über Max Taubert und die wechselvolle Geschichte des Hauses. Dabei stößt sie auf ein dunkles Geheimnis …
Der Zauber eines alten Anwesens
Schnell wird klar, wer die eigentliche Hauptfigur dieses Romans ist: die vom Architekten Taubert entworfene großzügige Dahlemer Villa, die so harmonisch mit ihrem Parkgrundstück verschmilzt.
An diesem Schauplatz verschränken sich die Lebensgeschichten der Rosens und der Lekebuschs, neben ihrem Zuhause eint sie vor allem der Hang zum Unglücklichsein.
Und so gibt es in diesem Roman kaum eine gelingende Ehe oder Menschen, die mit sich im Reinen scheinen. Der rastlose Max Taubert gelangt auf einem anderen Kontinent zum Ruhm, Elsa Rosen vereinsamt und ihre Villa wird zum Schauplatz von Nazi-Verbrechen. Und auch den Lekebuschs bringt das geschichtsträchtige Anwesen kein Glück.
Hannah Lekebusch feilt so detailversessen an der Restaurierung und am Interieur, bis sie schließlich Führungen durch ihr architektonisches Schmuckstück anbietet. Ein Affront, der ihren Ehemann und den Sohn auf die Palme bringt.
»Das Gartenzimmer« ist vor allem ein Roman über die Faszination, die Häuser und Räume ausüben können. Schäfer erzählt von Lichtstimmungen und Proportion, von Dialog zwischen Innen und Außen – und vom Leben, das trotz umgebender Schönheit unglücklich sein kann.
Und damit ist es ein stimmungsvolles Buch für alle, die schöne Altbauten mögen. Wer sich für komplexe Familiengeschichten interessiert, wird jedoch eher enttäuscht sind. Die Figurenzeichnung bleibt an der Oberfläche, nach dem Zuklappen des Buchs ist das Schicksal der Protagonisten bald wieder vergessen.
Was bleibt ist der melancholische Zauber einer beneidenswert schönen Villa.
Der Architekt Max Taubert ist ebenso eine fiktive Figur wie das im Roman erschaffene Landhaus. Ähnliche Anwesen findet man noch heute in Berliner Villengebieten nahe des Wannsees. Das bekannteste von ihnen ist das Sommerhaus des Malers Max Liebermanns.